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Erläuterung der koranischen Basis
am Beispiel von Said Nursi
„Ein gemeinsames Wort“ist
ein dringlicher Appell von 138 und mehr muslimischer Autoritäten und
Wissenschaftler
zur Besinnung auf unser aller Gemeinsamkeit -
um
zusammen zu kommen - um des Friedens und
der Gerechtigkeit willen auf der Welt und zur Rettung unserer unsterblichen
Seelen.
Dieses Gemeinsame ist nicht etwa etwas
Äußerliches, Nebensächliches oder Unbedeutendes.
Es ist die Basis und das Fundament,
die Grundaussage unserer jeweiligen Religion Islam Christentum, Judentum und all
derer, die sich hier einreihen wollen.
Dieses Gemeinsame ist der Glaube
und die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten.
Das ist die Basis für Frieden, die
bereits existiert- wie es im Vorwort heißt- und die die Wissenschaftler ins
Bewusstsein rufen, untermauert mit Zitaten aus Koran und Bibel.
Als Muslime in Stuttgart, die
wir seit Jahren in Anbetracht der koranischen Aussage 3:64, uns für den Dialog und interreligiöse
Zusammenarbeit und Ökumene bemühen, und durch die die Wissenschaftler sich in
die Pflicht genommen sehen, schließen wir uns mit Freude und Genugtuung
diesem Appell an.
Es möge tief ins Bewusstsein von allen
Menschen dringen, dass der Glaube, die Liebe zu Gott und den Menschen das
Verbindende in unseren Religionen ist!
Es ist das ein und alles! Ohne dies fällt unser Glaube. Ohne
diese Liebe ist weder unser Glaube noch unsere Religion etwas wert.
Der Appell bringt in Zusammenhang,
dass mit der Nächstenliebe Gerechtigkeit und Religionsfreiheit
inbegriffen ist.
Aber ohne aufrichtige Liebe zu Gott,
(wären wir da zur Nächstenliebe fähig) Wie wäre es da mit unserer Nächstenliebe
bestellt?
Eines bedingt das andere. Darauf weist
der Hadis, Ausspruch Muhammeds a.s. hin, der im Brief zu Beginn zitiert wird:
„Keiner von euch glaubt wirklich, bis er für seinen Nächsten das liebt,
was er für sich selbst liebt!“
Der Hadis verdeutlicht weiterhin: Nur
aus Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit im Glauben an Gott erwächst die
Nächstenliebe.
Eine Aussage des zitierten Koranverses
Al-Nahl, 16:125 ist: „… Dein Herr weiß am besten, wer von
seinem Weg abirrt…“ was auch heißt, es Gott zu überlassen
und eine Haltung der Unvoreingenommenheit sich anzueignen, um sich als
individuelle Menschen zu begegnen.
- Das Beste, das alle Propheten
gesagt haben verdeutlicht unser Augenmerk auf unser
aller gemeinsame Urzweck, Grund zu richten und uns dort zu verankern und nicht
in unwichtigen Nebensächlichkeiten der Religion uns zu verlieren. Das
Wichtigste, das Bedeutungsvollste, Vordringlichste, Vorzüglichste, Elementarste
erkennen – der Glaube und die Liebe zu Gott - die immer gleiche Botschaft der
Gottesgesandten seit Adam.
- - Die Botschaft Muhammeds a.s. ist nichts
gänzlich Neues
- -Wetteifern um das Gute und in guten Taten: Sure 5:48
Der Brief greift alles in allem die
Punkte auf, auf die wir auch stets verweisen in der Begegnung und um aufeinander
zuzugehen.
Wie es der Koran widerspiegelt gemäß
»Die an Gott glauben werden nicht traurig sein ...« (Koran Sure 2, 62 und
5, 69) findet keine Ausgrenzung statt. Gegenüber Christen, Juden und all denen,
die an einen Gott glauben ist der Koran einbeziehend und nicht ausgrenzend. Der
Koran liefert ein differenziertes anerkennendes Bild über die, die gläubig sind.
Bis dahin eine kurze Übersicht des
Briefes mit einer Würdigung und der Hervorhebung von zwei drei Punkten aus
unserer Sicht als Stuttgarter Muslime.
Der Bezug auf Said Nursi
(1876-1960) zur Erläuterung der Grundlagen aus islamischer Sicht hat den
Grund:
Als Islam- und Korangelehrter und die
vielschichtigen Probleme und Krankheiten der Zeit erkennender Denker hat Said
Nursi wider der Ideologisierung und Politisierung des Islam, zurück zum Wesen,
zum Kern und Urgrund der Religion - dem Glauben, Überwindung der Gegnerschaft
durch Besinnen auf dieses Gemeinsame im Glauben angesichts der Bedrohung des
Friedens schon Anfang letzten Jahrhunderts Position ergriffen - und somit dem,
was die Grundhaltung und Notwendigkeiten dieses Briefes anbetrifft (und was als
innovativ bei vielen der adressierten Kirchenvertretern gesehen wird.) vorweg
gedacht.
Said Nursi ist wohl auch bei den
Autoren des Briefes wohl bekannt, z.B. Taha Abdel Rahman, Prof. aus Marokko,
(vgl. sein bemerkenswerter Beitrag in unserem Buch Islamische Theologie des 21. JH, Der
aufgeklärte Islam - Das Paradigma des Said Nursi, siehe
.. als pdf)
Said Nursi legt in seinem
umfangreichen Schrifttum die koranische Botschaft offen, abgeklärt mit den
Fragen und Notwendigkeiten der Zeit.
Insbesondere ist seine Postulierung
einer Allianz der Gläubigen, von Christen und Muslimen, unabhängig von
individueller Anschauung, um der Zerstörung, dem Atheismus und der
Ungerechtigkeit wirksam entgegenzutreten ein Konzept; das er schon vor 100
Jahren vertreten hat.
Mit seinem Leben und Werk ist Said
Nursi der neuzeitlich bedeutsamste Islamgelehrte, ebenso mit seiner
Breitenwirkung, dem Niederschlag bei den Menschen und Gesellschaften. Er ist
einer, der die von ihrer Religion entfremdeten Muslimen und den vom Glauben
entfremdeten Menschen den Glauben neu eröffnet für das Glück in dieser und der
jenseitigen Welt.
- Es gibt zwei Arten des
Korankommentars.
- Die 1. Art ist die, die einzelne Verse
und Wörter sukzessive erläutert und interpretiert.
- Die 2. Art des Korankommentars ist
die, die die Themenpunkte aufgreift, in den Kontext stellt und die Gesamtschau
liefert und erläutert.
- Zum Kontext und der Gesamtschau gehört
der Brückenschlag zur Schöpfung, zur Welt und dem Universum.
Gott offenbart sich auf zwei Arten: Einmal in Seiner Schöpfung und allem
Sein und durch Seine Offenbarung, die über die Gottesgesandten in den
Offenbarungsschriften an die Menschheit gegeben wurden.
Mit koranischem Blick ist Said Nursi
Entkodierer (wie viele spirituelle Meister und Größen vor ihm) für die
Offenbarung Gottes in der Schöpfung. Er ist Erklärer und Erläuterer beider
Offenbarungsbücher (der existierenden Welt und des Korans, insbesondere nach der
2. Art des Korankommentars).
Die Gottesliebe bleibt nicht abstrakt. Und wie wir Gottes Liebe entgegnen
können wird auch konkret und ein gangbarer Weg, ein Bedürfnis diesen Weg zu
gehen, je nach Glaubensintensität und Stärke.
- Ein Punkt in diesem Zusammenhang:
- Als aufgeklärter Mensch stoßen sich
viele an den antiquierten Ausdrucksweisen wie:
- „Gehorsam gegenüber Gott / Gott dienen
/ du sollst / du sollst nicht…“ wie sie auch in diesem Brief da und dort in den
Formulierungen verwendet werden.
- Hier stellt Said Nursi dem
nachahmenden, blinden Glauben den durch Hinterfragen erworbenen, verifizierten,
sicheren, bewussten Glauben als Ziel gegenüber. Für einen
bewussten, verinnerlichten Glauben bedarf es der Befriedigung von Herz und
Verstand.
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- Liebe und Glaube zu Gott – wie können
wir diese erlangen?
- Vergegenwärtigen wir uns die
Gottesliebe.
- Liebe - Al Waduud - ist ein Name
von Gott!
Gott ist unfassbar, alle Grenzen des
menschlichen Vermögens übersteigend. Nur über seine Attribute, wie er ist, über
„Seine Namen“ und wie diese in der Schöpfung, in Gottes Werk manifestiert sind
und sich zeigen, können wir Gott kennen lernen.
Wenn Gott nicht der Liebende, die
Allumspannende Liebe wäre, gäbe es kein Universum.
Die Welt selbst, so sagen uns einige
Autoritäten (neben Said Nursi) wurde durch „den Odem oder das Ausatmen von
Liebender Allgüte und Allerbarmen (ar-Rahman) geschaffen.
- Liebe ist Urgrund der Existenz.
- Die Welt, das Universum als Körper
existiert durch seine Seele und diese Seele ist Liebe.
- Liebe hält das Leben im Fluss. Alles
durchströmt diese Liebe und hält es dadurch am Leben.
- Jedes Atom, jedes Molekül, jede Zelle
hat diese Seele aus Liebe.
- Ohne diese Gottesliebe wäre alles öde
und tot.
Liebe und Fürsorge lässt alles
gedeihen. Das ist Gottes Prinzip. (Durch Ergänzung, gegenseitige Unterstützung,
Solidarität und „Kooperation“- davon hat eigentlich auch schon Charles Darwin
gesprochen und nicht nur von Konkurrenz und dem Überleben des Stärkeren - konnte
solch vielfältiges Leben entstehen.)
- In der Natur lädt alles zum Staunen
ein und weist hin auf das Wirken Gottes und die Manifestation der Gottesnahmen:
der Barmherzige, der Versorger, der Liebevolle, der alles mit seiner Liebe
umfassende.
- Wir werden vom Leben getragen durch
die Liebe. Wie können wir diesen Gott, der
- Seine Schöpfung mit solch einer Liebe
ausgestattet hat, nicht kennen.
- Die Liebe zu Gott bedingt die Liebe zu
seiner Schöpfung.
- Jedes Teilchen und jedes Atom ist
Seine Schöpfung.
- Die Schöpfung lieben um des Schöpfers
Willen – und in dieser Schöpfung ist das Wertvollste der Mensch.
- Die Menschen, die zerstören, töten,
den Lebensraum der Tiere zerstören und vernichten sind Leugner – denn solches
Verhalten ist Zeichen der Gottesleugnung.
- Ein Mensch, der Liebe verweigert,
nicht wahrnimmt, hat sich von Gott entfernt.
- Die wahrhaftig Gläubigen bekennen sich
zu ihrer Verantwortung.
- Glauben ist ein Bekenntnis zur
Verantwortung und zu Gott.
- Ein gläubiger Mensch in diesem Sinne
liebt den anderen Menschen, die Schöpfung und beschützt die Schöpfung.
Wenn sie auf Zerstörung und Hass aus
sind, diese Menschen egal welcher Religion sie angehören, sind nichtgläubig. Sie
sind Heuchler. Sie sind Menschen mit gespaltener Zunge.
Verantwortung übernehmen - Said
Nursi fasst sie in vier Grundtugenden zusammen:
Glaube, Liebe, Verlässlichkeit,
sich für das Gute anstrengen.
- Ein Mensch, der seiner Verantwortung
bewusst ist, ist nicht selbstsüchtig, maßlos gierig, eigensinnig, stur.
- Es ist nicht so, dass wenn ein Mensch
einmal glaubt, dass das so bleibt. Das anzunehmen ist irreführend.
- Ein Mensch muss sich tagtäglich
um seinen Glauben bemühen und mit Leben erfüllen.
- Wir bekommen alles was wir
brauchen in Hülle und Fülle.
- Wie viel davon gebe ich weiter?
- Mit dem Weitergeben bedanke ich mich
bei Gott, erinnere ich mich an Gott.
Viele Menschen, die oberflächlich
glauben, an Äußerlichem festhalten, dringen nicht in das Wesentliche ihres
Glaubens. Es fällt ihnen schwer den anderen etwas zu geben.
Mit dem Glauben an einen Gott geht man
eine Verbindlichkeit ein, denn es ist nicht wie manche meinen, dass alles
unverbindlich wäre.
Sie ziehen keine Konsequenzen daraus,
doch wenn man glaubt, muss man Konsequenzen ziehen.
Gott offenbart sich in seiner
Schöpfung.
Und das Leben hat eine Botschaft.
Über die Liebe zu Gott schreibt
Said Nursi
- „O meine den Egoismus verherrlichende
Seele!
- O mein die Welt verherrlichender
Freund!
- Liebe ist die Ursache der Existenz des
Universums.
- Liebe ist der Kitt des Universums.
- Und Liebe ist das Licht des Universums
und seines Lebens.
- Da der Mensch die umfassendste Frucht
des Universums ist, wurde in sein Herz der Samen einer Liebe gelegt, die das
Universum zu erfüllen vermag. Doch solch eine unendliche Liebe kann sich nur auf
jemand richten, der unendliche Vollkommenheit besitzt.
- O du Ego und Freund!
- Zwei Fähigkeiten, die Furcht und die
Liebe, gehören zur Natur des Menschen.
- Auf jeden Fall, diese Liebe und diese
Furcht werden sich entweder auf Geschöpfe oder auf den Schöpfer richten.
- Jedoch, die Furcht vor Geschöpfen ist
eine schwere Bürde, und auch die Liebe zu den Geschöpfen ist eine schmerzvolle
Bitternis.
- Denn du fürchtest dich vor solchen,
die weder Mitleid mit dir haben, noch einen Wunsch von dir erfüllen.
- …..Und was die Liebe anbelangt, der,
welchen du liebst, weder wird er dich erkennen noch sagt er beim Gehen auf
Wiedersehen - wie deine Jugend und dein Eigentum. Oder es wird dich wegen deiner
Liebe herabsetzen.
- ….. Denn weltliche Geliebte wie Götzen mit
dem inneren Herzen anzubeten, welches der Spiegel des Ewig Angeflehten ist, das
ist unterdrückerisch in der Sicht des Geliebten, und der Geliebte findet diese
götzenhafte Liebe nicht passend und lehnt sie ab.
- Denn die Natur des Menschen lehnt ab
und verstößt Dinge, die zu ihr nicht passen und ihrer nicht würdig sind.
- …..Da dies so ist, richte die Furcht und
die Liebe auf solch Einen, durch den deine Furcht eine angenehme Demut wird, und
deine Liebe ein Glück ohne Schatten.
- Ja, den allmächtigen Schöpfer zu
fürchten bedeutet, einen Weg zu seiner mitfühlenden Barmherzigkeit zu finden und
bei ihr Zuflucht zu nehmen.
- …..Aber die Zärtlichkeit aller Mütter ist
nur ein einziger Funke der göttlichen Barmherzigkeit.
- Das heißt, es gibt einen obersten
Genuss in der Gottesfurcht.
- Wenn solch Wohlgefühl in der
Gottesfurcht ist, dann ist klar, welch unendlicher Genuss in der Liebe zu Gott
zu finden ist.
- Überdies, wer Gott fürchtet, ist
gefeit vor der schmerzvollen und bürdevollen Furcht zu anderen.
- Und die Liebe, die der Mensch zu
Geschöpfen hat, ist nicht getrübt mit Sorge und Trennung, wenn sie um Gottes
willen ist.
- Ja, der Mensch liebt zuerst sich
selbst, dann seine Familie, dann seine Heimat, dann die lebendigen Geschöpfe,
dann das Universum und die Welt.
- Der Mensch ist verbunden mit all
diesen Sphären.
- Die Freude dieser kann ihn erfreuen
und das Leid dieser kann ihn schmerzen.
- Jedoch, da in dieser Welt des Chaos
nichts beständig ist, wie der Wind, der alles verweht, wird das armselige Herz
des Menschen immer verwundet.
- …..Da dies so ist, meine Seele, wenn du
etwas Verstand hast, sammle all diese Lieben zusammen und gib sie ihrem wahren
Besitzer, und sei befreit vor jenen Unheilen.
- Diese unbegrenzten Lieben sind
Eigentum des Einen, der unendliche Vollkommenheit und Schönheit besitzt.
- Wenn du die Liebe ihrem wahren
Besitzer gibst, dann wirst du fähig sein, alle Dinge in Seinem Namen und als
Seine Spiegel ohne Leid und Bedrückung zu lieben.
- Das heißt, diese Liebe sollte nicht
unmittelbar auf das Universum gerichtet sein.
- Anderenfalls, während die Liebe an
sich eine beglückende Wohltat ist, kann sie ein schweres Unglück sein.“
Zur
Rechtschaffenheit, die zur Nächstenliebe gehört,- wie es so schön in dem
Brief der 138 Muslime heißt, können wir fünf positive Prinzipien oder
Altenativen, die Said Nursi in Anbetracht destruktiver Leitsätze darstellt und
fordert, anführen.
Diese
kristallisiert Said Nursi in seiner Analyse (der geistigen Säulen und Ideale)
der Gesellschaften für die Zivilisation unserer Welt wie folgt heraus.
1. Wahre Zivilisation nach Islam
stützt sich (nicht auf Macht sondern) auf Recht). Das lässt
Gerechtigkeit und Gleichheit entstehen.
Das Prinzip sich auf Macht zu stützen,
wenn vom Individuum bis zum Kollektiv, zum Staatsgebilde man sich auf Macht
stützt und man bestrebt ist mehr Macht zu erlangen bedeutet dies letztendlich:
Das Recht des Stärkeren gilt. D.h. Macht verleitet, eigennützige Ziele
durchzusetzen. Dieses Prinzip bringt Missbrauch hervor.
Hiergegen stützt sich tatsächliche
Zivilisation auf Recht. Das lässt Gerechtigkeit und Gleichheit entstehen.
2. Im Islam ist das Ziel statt der
Vorteilssuche, die Tugend, das Streben nach Aufrichtigkeit, Güte und
Gerechtigkeit. Das lässt Liebe und Mitmenschlichkeit entstehen.
Das Prinzip beständig den eigenen
Vorteil zum Ziel zu haben, ruft Last und Bürde bei anderen hervor. Egoistisches
Vorteilsdenken und das ständige Bedacht-Sein auf den eigenen Vorteil erschwert
das Leben des Nächsten.
Nach Gottes Rat ist das Ziel statt
der Vorteilssuche, die Tugend, das Streben nach Aufrichtigkeit, Güte,
Gerechtigkeit. Das lässt Liebe und Mitmenschlichkeit entstehen.
3. Statt das Leben als Kampf zu
betrachten, (was Konkurrenzdenken, Rivalitäten und Feindseligkeiten hervorruft),
ist demgegenüber nach Gottes Ratschluss das Prinzip im Leben die gegenseitige
Ergänzung und Hilfe. Dieses lässt Solidarität und Zusammenhalt entstehen.
4. Das Verbindende ist (im Islam)
statt Nation und Rasse die religiösen, heimatlichen und sozialen Bande. Das
lässt Geschwisterlichkeit und Frieden entstehen und birgt keine
Aggression nach außen.
Den andere diskriminierende
Nationalismus und Rassismus als das Verbindende unter den Menschen anzunehmen,
führt zu fürchterlichen und schrecklichen Auseinandersetzungen (wie zwei
Weltkriege gezeigt haben und vieles mehr…)
Soziale, heimatliche, religiöse Bande
bergen dagegen Geschwisterlichkeit und Frieden ohne Aggression nach außen.
5. Im Islam gilt statt der Jagd
nach der Befriedigung der Begehrlichkeiten und Instinkte – Hüda, d.h. Leben nach
dem rechten Weg.
Das lässt Humanität und geistige
Vervollkommnung entstehen.
Willkür, Gelüste und Wünsche werden
eingeschränkt.
Anstatt Befriedigung der
egoistischen Begierden – Befriedigung der erhabenen seelischen Sinnlichkeit.
Bloße materialistische Denkweise
beschränkt und entmenschlicht. Der Mensch erwächst aus sich heraus zur
Vervollkommnung nur durch den Glauben an einen Schöpfer.“
Allianz der Gläubigen
In all diesen Werten stehen wir ganz
sicher im Konsens miteinander und in der Verwirklichung dieser gemeinsamen Werte
brauchen wir einander.
Es wäre paradox hierin gegeneinander
statt miteinander zu arbeiten.
Said Nursi
sagt an etlichen Stellen des Risale-i Nur: „Das Unheil der Zeit kann nur durch
die Allianz der Gläubigen überwunden werden.“
Jüdische Theologen formulieren dies
als Forderung einer „Weltökumene des Einen Gottes (Albert H.
Friedlander/Leo Baeck, 2002/1956) und der von uns hoch geschätzte christliche
Theologe Heinz Zarnt sogar weiterführend als einer Ökumene der Weltreligionen
(Heinz Zahrnt, 1980/1994.“
Hierin, um den Problemen Herr zu
werden rät Said Nursi zu dieser Handlungsmaxime:
Jegliches Destruktive, eventuell
zerstörerisch Wirkende vermeiden ….
Positiv Handeln, nicht die
Kritik oder die Zerstörung des Schlechten und Falschen zählt, sondern die
Schaffung und Verkörperung des Richtigen und Guten.
Said Nursi rät ab, das Schlechte breit
zu treten, denn das könnte gerade eben dazu verleiten.
„Wir sind … [Verfechter] der Liebe
- wir haben keine Zeit zu Feindseligkeiten.“
„Oh Volk der Schrift“ ist nach Said
Nursi auch „Oh Volk der Gelehrsamkeit“ als Ansprache des Korans an die Menschen
des heutigen Zeitalters des Wissens und der Wissenschaft …
(Somit nicht eingeengt nur Juden,
Christen, Muslime, wie gemeinhin interpretiert und angenommen.)
Wahrheit und Wahrhaftigkeit im
Anderen erkennen und bezeugen!
„Und die da glauben an das, was auf
dich herabgesandt ward und herabgesandt ward vor dir, und fest auf’s Jenseits
vertrauen.“ Al-Bakara 2:4
S. Nursi erklärt dazu, das dies
beinhaltet: „O Menschen! Glaubt an die vorausgegangenen Bücher so, wie ihr an
den Koran klaubt, denn sie bezeugen und beweisen die Wahrheit des Korans.
Gleichzeitig bedeutet der Vers, dem
Gegenstand des Beweises den Beweis zuzufügen.“
So ist es der Appell genauso an den
Koran zu glauben, wie an die vorangegangenen Propheten und Schriften.
Über Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit
in der Gemeinschaft, für das Miteinander und im Miteinander, um hierbei der
Aufrichtigkeit nicht verlustig zu werden, zählt Said Nursi in der 20. Lema ganz
konkret einige Punkte auf im Einklang mit Koran und Sunna
wie:
- Wir sollten aus Liebe zur eigenen
Anschauung jegliche feindselige Gesinnung gegen andere Anschauungen meiden.
- Uns unter der Hingabe an Gott
vereinigen, ohne Rücksicht auf besondere Anschauungen, eingedenk der
zahlreichen Bände der Einheit, die Liebe, Brüderlichkeit und Eintracht
wachrufen.
- Uns als Verhaltensregel zu eigen
machen, dass der Anhänger jeglicher Anschauung das Recht hat zu sagen:
„Meine Anschauung ist wahr und die beste.“ Er hat nicht das Recht zu sagen:
„Meine Anschauung ist allein wahr.“ oder „Meine Anschauung ist gut.“ wobei
er die Falschheit oder Schlechtigkeit aller anderen Anschauungen andeutet.
- Gegen unrichtige Behauptungen
angehen und versuchen sie richtig zu stellen.
- Solange es keine gegenteiligen
Beweise gibt, dem Anderen immer Gutes unterstellen.
- Versuchen sich vom Egoismus zu
lösen.
- Versuchen, von der Arroganz der
Voreingenommenheit Abstand zu nehmen.
- Die durch das bewusste oder
unbewusste Konkurrenzdenken erweckten Gefühle aufgeben.
- Disput und Zwietracht meiden,
durch Provokation die Selbstwertgefühle der Anderen nicht verletzen.
- Sich von Liebe, Wohlwollen und
Vergebung leiten lassen.
Die Bemühungen des Dialogs, der
Ökumene, der Allianz der Gläubigen unabhängig von individueller Anschauung
erfahren auch eine transzendente Dimension in den Endzeitprophezeiungen. (Die
Stunde ist verborgen aber wir müssen ihr täglich gegenwärtig sein …)
Said Nursi verweist ebenda auf die
Aussage Muhammeds, für die er die Zeit angebrochen sah:
„Nach langen Zeiten werden die
wahrhaft Frommen unter den Christen sich mit den Leuten des Korans vereinigen
[in ihren gemeinsamen Zielen] und ihren gemeinsam Feind, den Unglauben, die
Ungerechtigkeit bekämpfen. Dann werden die Menschen der Religion und der
Wahrheit sich vereinigen nicht nur mit ihren Brüdern und Mitgläubigen, sondern
auch mit den wahrhaft Frommen und geistlich Gesinnten unter den Christen, und
werden an sich halten mit der Diskussion über Streitfragen, in ihrem gemeinsamen
Anliegen, dem Unglauben und der Ungerechtigkeit entgegenzuwirken.“
Der Koran weist auf die Wiederkehr
Jesu hin am Ende der Zeiten oder tituliert Jesu als Zeichen der Stunde (4:159;
43:61).
Said Nursi deutet dieses Auftreten
Jesu auch als dem Aufkommen einer kollektiven Persönlichkeit nämlich dem eines
geläuterten und wahrhaftigen Christentums - und dass sich Islam und Christentum
durch Jesu vereinigen werden im Glauben an den einen Gott und für das gemeinsame
Ziel des Friedens.
In diesem Sinne -
Seien wir Wegbereiter Jesu.
„Stärken
wir uns also gegenseitig in unserer Religion, in unserem Glauben und entwickeln
wir unsere Religiosität, damit die Tugenden wie Aufrichtigkeit, Brüderlichkeit
und Geschwisterlichkeit, Gottesliebe und Nächstenliebe bei uns selbst, in
unseren Religionsgemeinschaften, in der Gesellschaft mehr zum Tragen kommen.
Üben wir den Schulterschluss. Es gibt keinen Grund dies nicht zu tun – denn
unser Gott ist einer.“
- zusammengestellt
- von
- Cäcilia Demir-Schmitt
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- IGF-Veranstaltung 18. 9.2009, 19.00
Uhr,
- Stuttgarter Rathaus
zum Anfang